Die Helfer der Vernunft by Lijuan Lin

Die Helfer der Vernunft by Lijuan Lin

Autor:Lijuan Lin
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter
veröffentlicht: 2022-04-13T09:15:12.807000+00:00


4.5

Fazit

Das Thema ,Scham und verwandte Emotionen bei Platon‘ wurde in diesem Kapitel unter drei Perspektiven, nämlich der psychologischen, der pädagogischen und der politischen, behandelt. Die sich daraus ergebenden Hauptpunkte können folgendermaßen zusammengefasst werden: 1. Der rätselhafte doppelte Charakter der Scham ist zunächst dadurch zu erklären, dass Scham eine Grundemotion des Seelenteils thymoeides darstellt, der eine zweiseitige Rolle in der Seele spielt. Eine richtige Schamempfindung muss auf die Moralerziehung angewiesen sein, die hauptsächlich auf die Ausbildung des thymoeides abzielt. 2. Durch eine ausführliche Untersuchung der betreffenden Stellen in der Politeia und den Nomoi hat sich gezeigt, dass Platon zufolge die Ausbildung des Ehr- und Schamgefühls einen der wichtigsten Teile der Moralerziehung ausmacht. Dies wird ferner in vielen anderen platonischen Werken, sogar auch in den frühen sokratischen Dialogen bestätigt. 3. Das durch Moralerziehung erworbene, angemessene Schamgefühl, das zwar vielfach mit den platonischen Kardinaltugenden verwandt und von Platons Zeitgenossen wie etwa von Demokrit als Tugend angesehen wurde, findet sich jedoch nicht auf Platons Liste der Kardinaltugenden. Platon zufolge erweise sich Scham vielmehr als die Quelle der Tugend, der eine Sonderrolle in seiner ethischen und moralpsychologischen Theorie zukommt. 4. Als eine besondere Art von Furcht, nämlich Furcht vor schlechtem Ruf, wird αἰδώς in den Nomoi eine zentrale politische Bedeutung zugemessen, da sie sowohl die Einheit der Gemeinschaft als auch die hierarchische Ordnung gewährleistet.



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